Holzbau 1922

Adolf Sommerfelds Waldsiedlung “Im Kieferngrund”

DIE SIEDLUNG

Die Siedlung Im Kieferngrund, 1922 von Adolf Sommerfeld erbaut, setzt den Ursprung der Siedlungstätigkeit im Gebiet Onkel Toms Hütte und brachte mit ihrer Errichtung Architekten wie Bruno Taut nach Zehlendorf.
Die Blockhäuser, die aufgrund der Holzbauweise und farbenfrohen Gestaltung schnell an Schwedenhäuser erinnern, erzeugen das Bild einer heilen Welt, die den Gegensatz zu der politischen und wirtschaftlichen Lage des Deutschen Reiches nach dem verlorenen 1. Weltkrieg markieren.

Nachdem die Siedlung im Jahr 2021 unter Denkmal gestellt wurde, fokussierte die Ausstellung die Besonderheiten der Siedlung. Anhand von Fotografien, Bauplänen und einem Modell wurden Bauvorhaben, -konstruktion und städtebauliche Zusammenhänge erläutert. Hervorgehoben wurde dabei die Doppelwandkonstruktion mit unterschiedlichen Materialstärken, die eine Isolierung mit hohem Schallschutz und Wärmedämmung erzeugt.

WIEDERENTDECKUNG DES ROHSTOFFES HOLZ

Bereits im Jahr 1920 erschien in der Beilage der Bauzeitung, Der Holzbau, ein Grundsatzartikel zum Neuen Bauen mit Holz von Walter Gropius. Ebendieser ging darin auf die besonderen Bedingungen der Zeit ein und wies Möglichkeiten auf, die der Baustoff Holz mit sich bringt:

„Holz ist in ausreichender Menge vorhanden und ist unabhängig von Kohle und Industrie. Holz ist ein wundervoll gestaltungsfähiges Material und entspricht in seiner Art so recht dem primitiven Anfangszustand unseres sich neu aufbauenden Lebens. (…) Aber die neue Zeit braucht auch die neue Form. Wir müssen das Holz wieder neu erleben, neu erfinden, neu gestalten, aus dem eigenen Geist heraus und ohne Nachahmung alter Formen, die uns nicht mehr entsprechen. (…) Jeder Stoff hat seine Schönheit und seine Möglichkeit und seine Zeit. Holz ist der Baustoff der Gegenwart.“[1]

[1] Walter Gropius: Neues Bauen. In: Der Holzbau, Deutschen Bauzeitung (Hrsg.), 1920, Nr. 2.

DIE SIEDLUNG UNTER DENKMALSCHUTZ

Um den Denkmalwert der Siedlung nachzuvollziehen, müssen verschiedene Aspekte betrachtet werden. Zum einen weist die Siedlung einen bautechnischen- und konstruktionsgeschichtlichen Seltenheitswert auf: Die eigens für die Siedlung erstellte Doppelwandkonstruktion für Siedlungsbauten war damals eine Innovation auf dem Markt. Das Wärmedämmverbundsystem wurde eigens von Sommerfelds Firma (AHAG) erfunden, um „(…) die Blockhaus-Bauweise konstruktiv und wärmetechnisch zu verbessern und unter möglichster Einschränkung des wertvollen Baustoffes Holz ein verbessertes Blockhaus-System durchzuarbeiten und vollwertig auf den Markt zu bringen. (…)“[2] Zum anderen ist die zusammenhängende Wohnhausgruppe der Siedlung in ihrer historischen Substanz und als stimmige Einheit im namensgebenden Kiefernbestand denkmalwürdig. Nicht zuletzt ist auch der Unternehmer Sommerfeld selbst als Aspekt der Denkmalwürdigkeit dieser Siedlung genannt. So prägte sein Zutun gleich mehrere Stadtteile im Südwesten Berlins, von der Idee der Gartenstadt bis hin zur Siedlungsarbeit des Neuen Bauens konnte Sommerfeld einige bedeutende Architekten gewinnen, die innovative Architekturströme in dieser Gegend umsetzten.

[2] Adolf Sommerfeld: Was will der “Deutsche-HolzbauVerein”?. In: Der Holzbau, Deutsche Bauzeitung (Hrsg.), 1920, Nr. 1.

SERIELLE FERTIGUNG

Durch einen Flüchtlingsstrom aus östlichen Landesteilen und Kriegsheimkehrern herrschte ab dem Jahr 1919 akuter Wohnungsmangel. Der Unternehmer Adolf Sommerfeld setzte seine Erfahrungen, die er während des Ersten Weltkrieges im Hallen,- und Industriebau erlangt hatte, ein, um diese systematisch auf den Wohnungsbau zu übertragen. Er entwickelte flexibel einsetzbare Haustypen auf der Basis material- und kostensparender Fachwerkkonstruktionen, die mit neuartigen Wandsystemen ausgebaut wurden. Die Siedlung Im Kieferngrund ist ein serieller Wohnungsbau aus Holz, der für niedrige und mittlere Einkommensschichten zum Verkauf angeboten wurde. Sommerfelds Baufirma übernahm die Planung und Ausführung der Blockhäuser, die einen kleinstädtisch anmutenden Landhauscharakter aufweisen. Mittig der Siedlung befindet sich ein Anger, eine torartige Eingangssituation wurde lediglich geplant, spiegelt jedoch das städtebauliche Motiv der Gartenstadtbewegung wider.

Literatur:

Adam, Steffen: Waldsiedlung Zehlendorf – Siedlung im Kieferngrund. Das Blockhausprojekt des Baumeisters Adolf Sommerfeld. Ein Zwischenbericht. In: AIV-Forum 1-2020, S. 26-35.
Denkmaldokumentation „Im Kieferngrund“, LDA EintrDatum: 2020.09.16.
Celina Kress: Zwischen Bauhaus und Bürgerhaus – Die Projekte des Berliner Bauunternehmers Adolf Sommerfeld. Zur Kontinuität suburbaner Stadtproduktion und rationellen Bauens in Deutschland 1910-1970, Dissertation, Berlin 2008.

Die Ausstellung wurde gefördert durch:

MH Holzdesign

Landesdenkmalamt Berlin