Architektur und Konstruktion – Frühform des nachhaltigen Bauens
Ein zentrales Thema der Ausstellung war die konstruktive Innovation der Siedlung. Die von Sommerfelds Firma AHAG entwickelte zweischalige Blockhausweise mit differenzierten Materialstärken ermöglichte eine effektive Dämmung, die selbst heutigen Standards in Bezug auf Energieeffizienz nahekommt. Diese vorausschauende und ressourcenschonende Bauweise war für die damalige Zeit eine technische Pionierleistung – und ein frühes Beispiel für nachhaltiges Bauen mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz.

Serieller Holzbau für eine neue Gesellschaft
Vor dem Hintergrund des akuten Wohnungsmangels nach dem Ersten Weltkrieg – verstärkt durch Kriegsheimkehrer und Flüchtlinge – setzte Sommerfeld seine im Industrie- und Hallenbau gewonnenen Erfahrungen systematisch auf den Wohnungsbau um. Die Siedlung Im Kieferngrund ist Ausdruck dieses Übergangs: Sie besteht aus seriell gefertigten Holzhäusern für niedrige und mittlere Einkommensschichten, deren Typologien flexibel und kostensparend geplant waren. Die Anordnung der Häuser um einen Anger sowie die geplante Toranlage folgen den städtebaulichen Ideen der Gartenstadtbewegung.

Der Baustoff Holz – Vision und Material einer neuen Zeit
Die Wiederentdeckung des Rohstoffs Holz als zukunftsweisendes Baumaterial wurde auch theoretisch begleitet. In einem 1920 erschienenen Grundsatztext in der Beilage Der Holzbau formulierte Walter Gropius programmatisch die Notwendigkeit, den Baustoff neu zu denken und gestalterisch weiterzuentwickeln. Holz sei nicht nur unabhängig von Kohle und Industrie, sondern ein „wundervoll gestaltungsfähiges Material“ – eine Einschätzung, die Sommerfeld in der Praxis überzeugend umsetzte.

Denkmalwert und Wiederentdeckung
2021 wurde die Siedlung aufgrund ihrer technischen, gestalterischen und städtebaulichen Qualitäten unter Denkmalschutz gestellt. Als Ensemble, eingebettet in einen charakteristischen Kiefernbestand, besitzt sie neben ihrer konstruktiven Innovation auch stadtbildprägenden Wert. Die Eintragung ist nicht zuletzt dem Einsatz des freischaffenden Architekten Steffen Adam zu verdanken, der sich nachhaltig für den Schutz der Siedlung einsetzte.

Auch Adolf Sommerfeld selbst ist als Bauunternehmer von denkmalgeschichtlicher Relevanz: Mit seinem Engagement für neue Bauweisen, seine Zusammenarbeit mit Architekten wie Bruno Taut und seiner Fähigkeit, wirtschaftliches Denken mit sozialen und gestalterischen Zielen zu verbinden, prägte er die Baugeschichte im Berliner Südwesten entscheidend mit.

Ein kuratorischer Blick auf das Blockhausprojekt
Die Ausstellung, realisiert vom Tischlerbetrieb Marc Heilmann, nahm sich die architektonischen Qualitäten der Blockhausbauweise Adolf Sommerfelds nicht nur inhaltlich, sondern auch gestalterisch zum Vorbild. Das eigens entwickelte Wandsystem orientierte sich in Form und Aufbau an den Fassadenansichten der historischen Häuser und griff damit wesentliche Merkmale der Siedlung im Ausstellungsdesign auf.
Um die Ausstellung bewusst nicht zu überfrachten und dennoch interessierten Besucher*innen weiterführende Informationen zugänglich zu machen, wurden Zettel zum Abreißen integriert. Sie enthielten ergänzende Inhalte und Quellenhinweise und ermöglichten es, einzelne Themen vertiefend mit nach Hause zu nehmen.

Unser besonderer Dank gilt Steffen Adam, dessen Fachwissen und Engagement die Ausstellung maßgeblich inspirierten, sowie Frau Dr. Celina Kress, deren wissenschaftliche Arbeiten zu Adolf Sommerfeld und zur Geschichte des rationalen Bauens in Deutschland zentrale Grundlagen lieferten.

Die Ausstellung wurde gefördert durch:
MH Holzdesign
Landesdenkmalamt Berlin